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Ziellos zielgerichtet

Seit 2007 entstehen sie digital, davor auch analog, aber darauf kommt es bei den Fotografien von Carmen Berdux nicht so sehr an. Ihre Bilder sind nur vordergründig an und durch die optische Technik verstehbar. Vielmehr ist deren Verhältnis zur abgebildeten Realität, kurzum, der Blick auf das Dargestellte wichtig. Noch genauer: das Zusammensein von Fotografin und Motiv, woraus ein herausgerissenes, gestohlenes, geliehenes, vorbeigekommenes oder auch unabsichtlich abgewartetes Bild hervorgeht oder auch bleibt.   

Ob verlassene Häuser, Beine, Wälder, Meere oder einfach Sachen; genausowenig wie die fotografische Mechanik ihre Bilder erschließen,  genausowenig passieren sie allein um der Motive Willen. Carmen Berdux‘ Motive sind keine gesuchten, sondern gefundene Motive, die sich weder anbiedern, noch widersetzen, sie sind freiwillig da und begegnen ihrer Fotografin gleichsam zufällig. Am ehesten passt auf diese Form des (zufälligen) Findens das Wort „Serendipität“, ein im 18. Jh. von Horace Walpole zuerst verwendeter Begriff, ein Gedanke, der nicht nur bei der Planung von englischen Gärten Einzug fand, sondern bis heute bedeutsam ist. Wenn wir z.B. in einer Zeitschrift blättern, tun wir das nicht selten, weil wir etwas finden können, was wir nicht suchen. Die Medienmacher wissen das und planen diese „Serendipity“. 

Das nicht gesuchte, aber gefundene, Bild widersetzt sich dem Inszenierten genuin. Es haftet ihm daher immer etwas Imperfektes oder Vorläufiges an. Gerade darin aber entsteht eine Form von Augenblicksrealismus, der dem denkenden und fühlenden Schauen beim Erleben entspricht. In der Serie zum Beispiel der verlassenen Häuser in der geteilten Altstadt Nikosias, verdichten sich die Bilder zu einer melancholischen Anklage der Zivilisation. Die Schönheit des Verlassenen liegt im Auffinden des Abwesenden, in der Stille, vergleichbar mit einer musikalischen Pause, in der sich die Töne davor und danach vertiefen, ohne gehört zu werden und dennoch hörbar sind. So wie der zypriotische Bürgerkrieg, der den verlassenen Vierteln vorausging. 

Auch die anderen Bilderserien von Carmen Berdux, wie etwa die über Beine oder Bäume arbeiten mit derselben ziellos zielgerichteten Bildfindung, die in der Serie zu Gedankenspaziergängen werden, über Natur, Körper, Krieg, Zeit, ... .

Erik Schmid
 

Carmen Berdux

Ich bin 1965 in Port Elizabeth (Südafrika) als Kind deutscher Auswanderer geboren. Familiär bedingt kam ich schon früh in Kontakt mit der Kunst, welche sich schon in jungen Jahren als Hauptinteresse in meinem Leben entwickelte.

 

Ich sehe mich von Grund auf als Autodidaktin. Dennoch studierte ich von 1988 bis 1995 an den Universitäten Saarbrücken und Heidelberg Kunstgeschichte und daraufhin von 1996 bis 1998 Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Seither lebe und arbeite ich in Heidelberg.

Ausstellungen (Auswahl)

2021

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2011

2009

2007

2006

2002

2001

1999

1996

1995

Radiale - Kunst im Kreis, Kommandantenhaus, Dilsberg

 

details, Galerie Bildschön, Siebeldingen und Heidelberg
 

shift, A44A, Heidelberg
 

Einblicke, Kurpfälzisches Museum, Heidelberg
 

King Kong Contemporary Art Project, Herzogenried, Mannheim
 

Subkultureller Fortschritt, Schmitthelm-Halle und Landfried-    

Komplex, Heidelberg
 

Picknick mit Bildern, Heidelberg
 

Fotografischer Austausch zwischen Deutschland und Frankreich, Montpellierhaus, Heidelberg
 

Leben, Atelier Backstube, Heidelberg
 

details, Kunst am Theaterplatz, Heidelberg


 

Juke-Box, Videoinstallation zum Internationalen                Frauentag, Karlstorbahnhof, Heidelberg
 

Kunstankäufe der Stadt Heidelberg, Kurpfälzisches                     Museum, Heidelberg    
 

Terms of Love, Happening und Workshop, Kurpfälzisches        Museum, Heidelberg


 

 

Popcorn und Room Number Nine, Dia-Projektionen in            Musikclubs und auf Events, Berlin, Köln, Mannheim

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